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An die 70 Teilnehmer folgten der Einladung des EDHV nach Nienburg an der Weser, wo unter optimalen Tagungsbedingungen zum ersten Mal eine solche Veranstaltung angeboten wurde. Das Thema „Aktuelle Methoden der Hufzubereitung – neue Erkenntnisse und Widersprüche. Was der moderne Hufbeschlagschmied wissen muß“ lockte neben Schmieden auch eine stattliche Anzahl alternativer Hufbearbeiter und Interessierter an. Da die Teilnahme für Verbandsmitglieder zum Selbstkostenpreis – Verpflegung inklusive - ausgeschrieben war, war dies im Sinne einer Kostensenkung durchaus zu begrüßen.

 

Dr. Jenny Hagen von der Universität Leipzig, vielen bereits als Referentin bekannt, eröffnete die Reihe der Vorträge mit dem Abschlußbericht zu ihrer Vergleichsstudie über drei unterschiedliche Hufbearbeitungsverfahren. Diese wurde seinerzeit unter anderem vom EDHV finanziell unterstützt. Es wurde eine Gruppe Pferde über einen längeren Zeitraum betrachtet, deren Hufe entweder „klassisch“ durch die Lehrschmiede Leipzig bearbeitet wurden, oder nach F-Balance, oder huforthopädisch nach DHG. Zur Dokumentation kamen Röntgen-, Bewegungs- und Druckuntersuchungsverfahren zum Einsatz. Da Dr. Hagen aus wissenschaftlicher Objektivität heraus weitgehend auf eine Interpretation ihrer hochinteressanten Ergebnisse verzichtete, werden diese Daten wohl in Zukunft noch zu einigen Diskussionen führen.

Im Anschluß sprach Astrid Arnold, Huforthopädin und Vorstandsmitglied der „Deutschen Huforthopädischen Gesellschaft e.V., über Verständnis und Art der Hufbearbeitung ihres Verbandes. Dabei hielt sie kein Wissen zurück, ermunterte die Teilnehmer zur weiteren Beschäftigung mit ihrer Methode, und wies auch auf vorhandene Grenzen hin. Die Huforthopädie versteht sich als reine Barhufphilosophie, welche Hufkorrekturen nicht durch sofortiges Kürzen erreichen möchte, sondern durch gezielte Manipulationen dem Huf eine Selbstkorrektur ermöglichen will. Dazu werden kurzfristige Bearbeitungsintervalle und geeignete Haltungsbedingungen benötigt.

Das sich hoher Popularität erfreuende Modell der „Natural Hoofcare“ wurde fachlich beeindruckend von Dr. Tina Gottwald vorgestellt. Diese Barhufmethode stammt aus den USA und gründet auf den verschiedenen Wildpferdestudien der letzten Jahrzehnte. Da hier kein Verband mit einem dominierenden Begründer dahinter steht, handelt es sich in Wirklichkeit um einen Überbegriff, in den viele ähnliche Bearbeitermeinungen und ein sich ständig erweiterndes, internationales, Wissen einfließen. Im Kern geht es um die Nachahmung des beim wild lebenden Pferd als vorteilhaft befundenen „Hartbodenhufes“ beim Hauspferd. Viele der hieraus stammenden Kriterien an Hufstrukturen und -proportionen haben übrigens in den letzten Jahren bereits Eingang in die Fortbildungspläne der Hufbeschlagschmiede gefunden.

Jan Gerd Rhenius, Vorstandsmitglied des EDHV, hatte die Tagung maßgeblich organisiert und führte durch das Programm. In seinem Vortrag gab er einen kurzen historischen Überblick über die Entwicklung unterschiedlicher Hufzubereitungstheorien bis heute. Anschließend stellte er einige aktuelle, populäre Theorien vor und verglich sie miteinander. Dabei wurde klar, daß manches, was wir heute lesen und hören, auch schon vor 100 Jahren genau so kontrovers diskutiert wurde. Zum Schluß legte er, anhand der wesentlichen Grundforderungen einzelner Bearbeitungsweisen und persönlicher Erfahrung, die Maßstäbe einer zeitgemäßen Hufbearbeitung dar - welche sich nicht immer mit den klassischen Lehrbuchinhalten deckten.

Was kann ein Hufbearbeiter noch tun, wenn ein Huf große Zerstörungen aufweist? Ray Knightley gab gut gelaunt und kompetent Antworten auf diese Frage, denn in seinem Vortrag zeigte er unterschiedlichste Methoden der Hufrekonstruktion und des Beschlages. Viele verschiedene Klebetechniken und -produkte, bis hin zu Castverbänden, waren dabei. Hiermit schuf er auch die Überleitung zum praktischen Teil.

Die Firma Vettec, Fördermitglied des EDHV, hatte Martin Zimmer gesandt, welcher durch die Produktvielfalt führte und an toten Hufen einen geklebten Eisenbeschlag und einen aus Kunsthorn modellierten Hufschutz demonstrierte. Ray Knightley wiederum präsentierte die von ihm selbst favorisierte Klebetechnik.

Die Praxis begeisterte die Teilnehmer trotz mittlerweile fortgeschrittener Zeit noch einmal und setzte einen schönen Schlußpunkt unter eine insgesamt runde, komplikationslose und trotz ihrer Größe familiäre Veranstaltung. Die Vorträge stehen als Kurzfassungen untenstehnd zum Download bereit.

 

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Astrid Arnold - Huforthopädie der DHG.pdf

Dr. Jenny Hagen - Zusammenfassung.pdf

Dr. Tina Gottwald - NHC.pdf

Jan Gerd Rhenius - Vergleich Hufzubereitung.pdf