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25.-27.09.2015Stoneleigh2015 005

Die Teamweltmeisterschaft vom 25. - 27. September 2015 im Stoneleigh Park in Warwickshire, findet jedes Jahr im September statt. Es ist ein großes Event, bei dem viele Teams aus aller Welt aufeinander treffen. Dieses Jahr waren 7 Teilnehmer für Deutschland vertreten. In der offenen Klasse waren Martin Haußer, Carsten Fährmann, Christoph Schweppe und Matthias Rahmann am Start. Für die Auszubildenden-Klasse Saki Schwarzkopf, Jannick Gosselaar und Tanja Freisler.

Die Fahrt nach England war sehr ereignisreich und bot viel  Unterhaltung und Fun. Wir durchfuhren Deutschland nordwestlich nach Holland, von da aus an der Küste entlang nach Belgien, an Brügge vorbei und dann nach Frankreich, Richtung Calle. Dort setzten wir ab über den Ärmelkanal nach Dover. In Dover angekommen musste man sich erst an den Linksverkehr gewöhnen, da man schnell ein Auto übersehen konnte. Nach 10 stündiger Autofahrt kamen wir im Hotel an.

Sogar das Rugbyteam aus China war dort für ein paar Tage zu Gast, da die Rugby- Weltmeisterschaft derzeit in England stattfand. Am nächsten Morgen trafen wir uns zum Frühstück. Das Essen war gut, es gab reichlich Auswahl an Brötchen, bis hin zum Toast über Eier und gebratener Wurst. "Typisch Englisch", einfach mit Kaffee und Tee.  Ein paar von uns fuhren auf einen Kurztrip in die Stadt einkaufen. Sogar ein Frisörbesuch war mit drin. Der Rest blieb im Hotel und genoss die Zeit erstmal für sich. Am Nachmittag fuhren wir in den Park und machten uns über die zukünftigen Geschehnisse Gedanken. Die Schmiede war groß und bot reichlich Platz für die Pferde und die Schmiede. Am Mittag fand dort bis 17 Uhr ein freies Training statt, in dem man seine Schwächen noch verbessern konnte. Die Ambosse dort sind sehr niedrig und schmal im Gegensatz zu den deutschen, auch das Material ist um einiges weicher, was anfangs relativ gewöhnungsbedürftig war. Jeder holte sich noch Tipps und Tricks bei Alex Sharman, der uns so gut es geht, immer unterstützt, wenn wir auf Turnieren unterwegs sind.

Abends fuhren wir zum Inder, sehr zu empfehlen, sehr leckeres Essen, aber nicht für Jedermann verträglich, da so manch einer Schweißausbrüche bekam, von dem scharfen Essen.(grins) Am Samstagmorgen trafen wir uns zum morgendlichen Mahl und bereiteten uns schon mental auf die erste Prüfung vor. Ab Mittag ging es dann los für die offene Klasse. Die erste Prüfung musste mit dem Gasofen abgelegt werden. 90 Minuten hatten die Vier Zeit für vier Eisen, an einem Amboss. Es ging hart zur Sache, alle hatten ziemlichen Zeitdruck und standen unter Stress. Nachdem die Großen fertig waren, ging es für die Azubis weiter. 50 Minuten für zwei Eisen in der Einzelklasse, war für den Nachwuchs machbar, aber doch sehr schwer, zumal es auch keine leichten Eisen waren. Zeitgleich mit Azubiprüfung, kamen schon die ersten Pferde an, die zusammen mit den Teilnehmern und Teams besprochen und beurteilt wurden. Für jedes Teammitglied gab es einen Huf zu beschlagen und ein Mustereisen zu fertigen. Die Teams wurden ins zwei Gruppen eingeteilt, jede davon hatte 60 Minuten Zeit, den Huf auszuschneiden und vorzubereiten, das Eisen dafür zu fertigen und zeitgleich die Mustereisen zu schmieden. Auch hier waren die Anforderungen sehr hoch.

Am Abend gab es eine kleine Grillparty auf Kosten des Hauses Alle hatten viel Spaß. Die einen unterhielten sich, die anderen saßen zusammen im Zelt und feuerten England in der Rugby WM an. Als alle gesättigt waren und sich die Erschöpfung langsam ausbreitete, fuhren wir noch ins Hotel und tranken noch einen kleinen Absacker auf den ereignisreichen Tag. Sonntags in der Früh begannen schon die ersten Prüfungen.  In der Azubiklasse wurde sich auch hier in der Prüfung ein Amboss geteilt, da aber unsere Gruppe nicht vollständig war, wurden wir nicht die Wertung mit aufgenommen. Trotz dessen ließen wir uns nicht unterkriegen. Wir arbeiteten mit viel Ehrgeiz, halfen einander und gaben Alles . Nur wer miteinander harmoniert, kann voran- kommen. Trotz allem waren die Ansprüche in dieser Prüfung nicht einfach.

Die offene Klasse hatte auch sehr zu kämpfen, 45 Min, zu zweit, ein Amboss, ein Feuer, für jeden einen Huf zum Ausschneiden und Vorbereiten, das dazugehörige Eisen welches hinterher noch aufgenagelt werden musste und ein vorgegebenes Mustereisen. Es schien fast unmöglich. Jedem war die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben. Aber jeder kitzelte seine letzte Kraft aus sich heraus. Bis auf die letzte Sekunde,, bis auf den letzten Glockenschlag, hielten alle eisern durch. Jeder wurde mit seiner Arbeit fertig. Die Erleichterung war in 100 km noch zu spüren.

Nach kurzer Verschnaufpause räumten alle ihre Sachen in die Autos. Danach ließen wir uns die Sonne ins Gesicht strahlen und genossen den wohlverdienten Feierabend mit einem Guinness. Wir ließen alle Eindrücke und Erlebnisse der letzten Stunden über uns ergehen und tauschten uns darüber noch ein bisschen aus. Am Abend ging es dann weiter auf das Galadinner. Dort hielt der Präsident des englischen Hufbeschlagschmiedeverbandes eine lange Rede und bedankte sich bei allen Mitwirkenden und den Teilnehmern. Danach wurde uns ein Essen vom Feinsten aufgetischt, welches aus drei oder vier Gängen bestand, einschließlich Nachtisch. Wie jedes Jahr, fand eine Versteigerung der mitgebrachten Dinge, der einzelnen Nationen, statt. Für Deutschland nahm sich Christoph Schweppe die Zeit und schmiedete ein Kaminofenbesteck, welches für gutes Geld versteigert wurde.

Zum Schluss gab es noch eine spannende Siegerehrung, in der sich die Engländer und die Schotten ein Kopf an Kopf Rennen lieferten. Der Sieg gehörte aber dann doch den Schotten. Es war ein aufregendes Spektakel, mit wie viel Kampfgeist und Herzblut um den ersten Platz gekämpft wurde. Jede Nation und jeder Einzelne von uns hat alles gegeben, das Wissen umgesetzt, das er besitzt und für sich neue Ziele gesetzt. Wir befinden uns noch nicht ganz in dieser Liga, aber mit viel Kampfgeist, Wille, Übung und Zusammenhalt, werden auch wir besser. Aber das Wichtigste sind Disziplin und Ehrgeiz. Ohne dieser zwei Faktoren, werden wir nie an die Ziele kommen, die sich jeder für sich selbst und das Team gesetzt hat. Jeder kann ein Teil davon werden. Drei harte Tage gingen vorüber. Wir hatten eine Menge Spaß, haben viel gelernt und viel Erfahrung mit nach Hause genommen. Es war eine tolle Veranstaltung, mit ganz tollen Menschen, man kann wirklich nur empfehlen, dort einmal hinzufahren, sich das anzusehen oder vielleicht sogar mitzuschmieden. Man lernt so viel voneinander und die Menschen dort sind für Alles offen. Man kann Alles fragen und wenn man Hilfe braucht wird einem auch ohne Skrupel geholfen. Auf ein letztes Frühstück saßen wir dann noch auf einen Kaffee zusammen. Keiner wollte so wirklich nach Hause. Man befand sich in einer ganz anderen Welt. Auf dem Heimweg machten wir noch schnell halt bei der Firma „Handmade Shoe“ und besichtigten das Lager und den Verkaufsraum.


Tanja Freisler