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18.01.2020

Die EDHV Fortbildung über Reiningbeschläge begann mit einem Vortrag von Andre Weber über das   Westernreiten   und   das   Quarterhorse   in   seinem   In-   und   Exterieur.   Dann   kam   er   auf   die Anforderungen an den Hufbeschlag in den einzelnen Teilaufgaben einer Reining zu sprechen. Für die Galoppzirkel sollte der Beschlag vorne schmal, leicht und eventuell mit Profil versehen sein.


Hinten kann ein suppenschüsselartiges Ausschmieden der Tragfläche des Sliders sinnvoll sein. Für die  fliegenden Galoppwechsel  sollte der Beschlag natürlich eine gute Galoppade ermöglichen; sprich vorne sollten die Hufe nicht zu kurz und zu steil gestellt werden. Hinten sollte keine zu starke Manipulation   an   den   Eisen   erfolgen   (wie   zB   Zurücklegen   der   Slider).   Diese   sollten   eher   in Verlängerung der Zehenwand gelegt werden. Für die Spins sollte ein seitliches Abrollen vorne und ein Gleiten der inneren Hintergliedmaße erleichtert werden. Hierzu können vorne ein Profileisen, Roller, eine Zehenrichtung aus der Mitte heraus sowie ein leichter Beschlag wie aus Aluminium helfen. Hinten sollten die Slider nicht zu lang sein. Besonderes Augenmerk lag natürlich auf dem optimalen  Sliding Stop: Der Beschlag muss ein Gleiten der Hinterhand ermöglichen und die Positionierung der Hinterbeine optimieren. Beim Einsetzen liegt die gesamte Last der Hinterhand auf der Zehe. Hier soll eine Beugung der Hintergliedmaße stattfinden, um den Fesselträger zu entlasten. Die meisten Pferde stehen hinten leicht zehenweit und greifen dann im Galopp um die Vordergliedmaße   herum.   Hierbei   besteht   dann   die   Gefahr   des   Grätschens.   Eine   breite   Zehe verhindert das Einhaken im Boden und lässt die Zehe nach oben kommen. Form und Positionierung der Schenkel geben die Richtung des Slides vor.
Auch auf die Böden ist beim Beschlag zu achten. Bei eher schlechten Sandböden empfehlen sich breite Sliders mit einer geschüsselten Zehenrichtung. Schraubstollen sind zu empfehlen, wenn später noch eine andere Prüfung geritten werden soll.
Andre Weber sprach noch die typischen Probleme beim Sliding Stop an: Das Pferd kann den Stop nicht halten und springt; es slidet auf einem Bein und läuft mit dem anderen mit; das Pferd grätscht stark. Ein junges Pferd kann sich mangels Vertrauen nach dem Sliderbeschlag weigern, sich auf die Hinterhand zu setzen; hier empfielt Andre Weber, anfangs nicht allzu breite Slider zu nehmen.
Im   Weiteren   Verlauf   des   Vormittags   berichtete   Tierärztin   und   Physiotherapeutin   Dr.   Elke Mackenthun über die „Berufskrankheiten“ des Reiningpferdes. Hier kam sie auf die Fibrotische Myopathie,   den   „Paradeschritt“   zu   sprechen.   Dies   seien   chronische,   meinst   traumatische Muskelentzündungen  vor allem in  der  langen  Sitzbeinmuskulatur.  Dies  sei entgegen  der  weit verbreiteten Meinung keine rassespezifische Disposition, sondern dem Einsatz geschuldet. Vor allem die Sliding Stops könnten zu wiederholten Traumata führen. Arthrose allgemein sowie Spat im Speziellen seien auch häufige Krankheiten von Reiningpferden. Probleme mit dem Knie sowie mit dem Fesselträger seien auch häufig zu beobachten.
Nach der Mittagspause folgte die praktische Vorführung. Ein 8 Jähriger Haflingerwallach, der in der Ausbildung zum Reiningpferd noch am Anfang steht, wurde im Schritt und Trab an der Hand vorgeführt und dann gesattelt, um die einzelnen Reiningelemente auch in der Praxis betrachten zu können. Im Sliding Stop sah man, wie das Pferd wiederholt mit dem rechten Hinterbein „mitlief“ anstatt zu sliden. Dies passte auch zur Beurteilung der Gliedmaßenstellung, wo er hinten rechts zehenweiter stand als links. Der Beschlagsplan von Andre Weber sah so aus, dass die Slider in Verlängerung   der   Zehenwand   gelegt   wurden,   um   die   Hinterhand   mehr   unter   das   Pferd   zu bekommen. Die Eisen wurden mimimal nach medial gedreht und an den äußeren Schenkeln jeweilsein Trailer geschmiedet, um das Ausfallen und Grätschen nach außen zu verhindern und eine gerade Slidebewegug zu unterstützen. Die Nagelköpfe wurden abgeschliffen und die Wand mit Kunsthorn aufgefüllt, um die Angriffsfläche am weit gelegten inneren Schenkel zu mimimieren und die leicht abgelaufene Zehenwand bis zum Eisen optisch zu strecken. Die darauf folgenden Sliding Stops waren   für   alle   Teilnehmer   ein   beeindruckendes   Erlebnis:   Andre   Weber   ist   es   mit   seinen Modifizierungen des Beschlags gelungen, die Probleme des Pferdes beim Sliden zu verbessern. Der Sliding Stop war regelmäßiger, geradliniger und das Nachlaufen mit dem rechten Bein war kaum mehr vorhanden.
Herzlichen Dank an Andre Weber und Dr. Elke Mackenthun für den theoretischen und praktischen Vortrag; Nadine und Tobias Laurenz für die Organisation dieser tollen Veranstaltung und das Zur Verfügung Stellen des Reiningpferdes sowie an Jan Zweers, der uns seine Räumlichkeiten auf dem Bonusehof zur Verfügung gestellt hat sowie uns sein reiterliches Können demonstriert hat.

 

Referenten:
Andre Weber Westernreiter, -trainer und Hufbeschlagschmied
Dr. Elke Mackenthun Tierärztin und Pferdephysiotherapeutin


Saki Schwarzkopf